About: Si tacuisses - Curius empfiehlt F-Droid zu meiden. Warum Sie lieber Curius meiden sollten. Eine Kritik.
Curius hat offenbar die App Organic Maps bei F-Droid nicht gefunden. Sein langes, lautes Meeeeeeeeenno ist in einem eigens verfassten Artikel verwundert wahrzunehmen.
Wenn Sie ein Freund von tendentiösem "Journalismus" sind, schauen Sie sich ruhig mal bei Curius um. Bei der neuesten Ausgabe geht es um die Frage, ob F-Droid - ein Appstore für Open-Source-Android-Apps - aufgrund seiner "pingeligen" Vorgaben zur Benutzung unfreier Netzwerkdienste die Benutzer und Entwickler bevormundet. Tldr; Nein, das tun sie nicht. Jeder Appstore hat seine Regeln. Sonst wäre es kein Appstore, sondern ein Git-Downloader mit Updatefunktion wie Obtainium, den Curius anstelle von F-Droid empfiehlt. Installieren Sie Obtainium doch mal spaßeshalber. Sie werden den Unterschied schnell bemerken.
Was bisher geschah
Curius sucht Organic Maps bei F-Droid, findet die App aber nicht, da deren Entwickler sich gerade in einer kleinen Auseinandersetzung mit den Entwicklern von F-Droid befinden. Es geht um sogenannte Anti-Features. Beispiel: Nicht-quelloffene Netzwerkdienste. Youtube oder so. F-Droid schreibt dazu:
Bei der Prüfung, ob Apps aufgenommen werden können, nimmt F-Droid zuallererst den Blickpunkt des Anwenders ein. Beginnen wir mit den strengen Aufnahmekriteren, die auf den Prinzipien Freier Software und der Kontrolle durch die Anwender basieren. Es mag einige Dinge geben, die nicht gegen ihre Aufnahme sprechen, die aber viele Anwender trotzdem nicht akzeptieren würden. Für diese Fälle, hat F-Droid eine Reihe von unerwünschten Merkmalen (Anti-Features) definiert. Apps können so mit diesen Anti-Features gekennzeichnet werden, damit Anwender sich klar entscheiden können, ob die App noch tolerabel ist.
🗨 https://f-droid.org/de/docs/Anti-Features
Genauer gesagt um die Einführung eines neuen Anti-Feature, genannt TetheredNet. Dieses wurde kürzlich eingeführt, um das alte und unpassende Anti-Feature Non-Free Network Services zur besseren Abgrenzung und Vermeidung von unfairen Pauschalitäten in Non-Free Network Services und eben Tethered Network Services aufzuteilen. F-Droid schreibt dazu:
Vor kurzem haben wir eine neue AntiFeature-Funktion eingeführt - Tethered Network Services. Sie wurde eingeführt, um ein seit langem bestehendes Problem mit dem NonFreeNet AntiFeature zu lösen: Was bedeutet „NonFree“ hier? All die Jahre haben wir Anwendungen, die auf Webdienste angewiesen sind, die nicht angepasst werden können, mit dem NonFreeNet AntiFeature markiert, und das hat für Verwirrung gesorgt, da viele Benutzer dachten, dass die markierten Anwendungen auf Webdienste angewiesen sind, auf denen unfreie Software läuft. Und das ist unfair gegenüber vielen Anwendungen, da sie als gleichwertig mit Anwendungen markiert werden, die auf proprietäre Dienste angewiesen sind, obwohl ihre Dienste mit FOSS laufen. Jetzt haben wir das alte verwirrende Anti-Feature „Non-Free Network Services“ in zwei verschiedene Anti-Features aufgeteilt: „Non-Free Network Services“ ist nur für Anwendungen, die auf proprietäre Dienste angewiesen sind, und ‚Tethered Network Services‘ ist nur für Anwendungen, die auf unveränderliche Dienste angewiesen sind. Sie sind völlig orthogonal. Die meisten Anwendungen, die auf „Unfreie Netzwerkdienste“ angewiesen sind, sind auch auf „Gebundene Netzwerkdienste“ angewiesen, aber wenn eine Anwendung auf eine unfreie, aber selbst-hostbare Server-Software angewiesen ist, z. B. MongoDB, sollte sie nur als „Unfreie Netzwerkdienste“ gekennzeichnet werden. Wir haben einige Anwendungen, von denen bekannt ist, dass sie nur auf FOSS-Dienste angewiesen sind, mit dem neuen AntiFeature gekennzeichnet. Dies ist nur eine erste Arbeit. Wenn Sie Anwendungen finden, die fälschlicherweise als „Non-Free Network Services“ gekennzeichnet sind, melden Sie uns dies bitte oder beheben Sie es direkt mit einem MR.
Wenn du den offiziellen F-Droid-Client verwendest, der mit Version 1.19 aktualisiert wurde, überprüfe bitte die Liste der aktivierten Anti-Features unter Einstellungen > App-Kompatibilität > Anti-Feature-Apps einschließen. Das neu hinzugefügte TetheredNet wird zu den anderen Anti-Features gezählt, die standardmäßig deaktiviert sind.
Neue Installationen sind davon nicht betroffen.
🗨 https://f-droid.org/2024/07/25/twif.html (übersetzt aus dem Englischen)
Aber warum ein kleines Häkchen aktivieren, wenn man auch einen großen, wütenden Blogpost schreiben kann ...
Natürlich weiß das auch Curius, wie sein verlinktes Gitlab-Issue - übrigens unter Verwendung eines Fake-Profils entstanden - verrät:
Antwort des Maintainers: Nice try, but there's no conspiracy here.;) - Ticket geschlossen.
Kein Wunder: Wurde die Lösung ebendort doch auf dem Silbertablett serviert;
Settings, Anti-Features, Other, check it
Mit anderen Worten: Änder doch einfach deine Einstellungen!
Im Artikel von Curius fehlt von diesem Hinweis freilich jede Spur.
Der Artikel
Kommen wir zum Artikel selbst. Der erste (inhaltliche) Fehler lauert schon im zweiten Satz:
Die Entwickler der Kartenanwendung Organic Maps haben streiten sich derzeit mit F-Droid um sogenannte Anti-Features. F-Droid zensiert dabei Open-Source-Apps nach eigenwilligen Kriterien in seiner offiziellen App. Sogenannte Anti-Features bzw. auf Deutsch unerwünschte Merkmale. Anwender sollten daher auf alternative Clients wie Droid-ify, Neo Store oder Obtainium ausweichen.
Dieser Vorwurf ist nicht nur schwerwiegend, sondern für einen promovierten Akademiker auch erstaunlich wenig belastbar.
Tatsächlich vergibt F-Droid Antifeature-Labels. Wie der User damit umgeht, obliegt ihm selbst, wie obiger Screenshot der App-Einstellungen gezeigt hat. Das ist von Zensur so weit entfernt wie ein Historiker von einem Informatiker.
Ganz ähnlich geht es weiter:
Dazu muss man wissen, dass die F-Droid-Entwickler nicht nur ausschließlich Open-Source-Apps ausliefern, sondern den Entwicklern auch vorschreiben, wie diese ausgestaltet sein müssen.
Ja genau. Es gibt Regeln. Es handelt sich schließlich um einem Appstore für Freie Software und Freie Dienste. Wo läge sonst der Unterschied zum Play Store von Google?
Einige Anti-Features sind klar, andere sind reine Willkür.
Nein, sind sie nicht. Die öffentlich einsehbare Definition von Anti-Features hat der Autor übrigens selbst verlinkt: https://f-droid.org/docs/Anti-Features/
Ganze zwei Sätze zuvor.
Andere Apps werden gar nicht erst zugelassen und müssen ihre eigenen Paketquellen pflegen.
Touché! Deswegen muss für die Installation gewisser Apps ein inoffizielles Repo eingebunden werden: Bitwarden macht das beispielsweise so. Von Zensur weiterhin keine Spur. Schon der nächste Satz ist wiederum falsch.
Aus diesem Grund sind viele Open-Source-Apps in F-Droid nicht vorhanden, nur in veralteten Versionen oder in modifizierten Varianten.
Doch. Man muss halt das Repo einbinden.
In der offiziellen F-Droid-App werden Apps bei der Einführung neuer Anti-Features gewissermaßen willkürlich zensiert.
Nö. Siehe oben.
Wer im F-Droid-Client nach Organic Maps suchte, wurde zeitweise nicht fündig.
Stimmt. Zeitweise. Problem längst behoben: https://f-droid.org/de/packages/app.organicmaps/
Denn die neu eingeführten Anti-Features bzw. die davon betroffenen Apps wurden nämlich automatisch ausgeblendet und mussten vom Nutzer erst aktiv eingeblendet werden.
Stimmt. Einstellungen und so.
Anwender sollten daher den offiziellen Client meiden und auf alternative Clients wie Droid-ify oder Neo Store ausweichen.
Gewagte These. Droidify und Neo Store sind lediglich alternative Frontends für F-Droid. Dies ist übrigens die Webseite von Droidify (droidify.eu.org):
Wie Sie sehen, sehen Sie nix. Ein Schicksal, das kleine Downstream-Projekte buchstäblich über Nacht ereilen kann.
Update vom 05.09.2024 um 13:12
Tatsächlich ist es nicht die Domain droidify.eu.org, die unerreichbar ist, sondern die bei F-Droid verlinkte Subdomain https://www.droidify.eu.org/
Ein entsprechenders Github Issue ist raus: https://github.com/Droid-ify/client/issues/830
Der Punkt bleibt freilich derselbe: Kleine Downstream-Projekte mit wenig Manpower sind verwundbar - Halbwertszeit ungewiss.
Man sollte daher immer sorgfältig abwägen, ob ein Abweichen vom Upstream-Projekt zugunsten kleinerer Downstream-Projekte die inhärenten Nachteile wert ist.
Deren Entwickler setzen die Zensurmaßnahmen von F-Droid nicht um und ignorieren die Anti-Features.
Nochmals: Zensur ist was anderes, Herr Historiker.
Immerhin ist dem Autor der enorme Busfaktor obiger Projekte bewusst:
Wie lange es diese Clients daher noch geben wird, ist nicht abzusehen.
Warum empfiehlt man sie dann noch mal?
Wer sich für Alternativen zu F-Droid interessiert, sollte einen Blick auf Obtainium werfen.
Obtainium ist keine Alternative. Nicht mal dieselbe Spezies. Apropos. Haben Sie Obtainium schon installiert?
Dabei muss der Nutzer natürlich selbst genau prüfen, was er installiert, da kein “Store” zwischen dem Anwender und dem Entwickler steht.
Und hier liegt der Hase im Pfeffer.
Obtainium installiert zudem direkt die publizierten Tarballs und baut nicht selbst den Code, wie das F-Droid tut. Auch hier wieder eine Vertrauensfrage gegenüber den Entwicklern.
Sie installieren also eine App, deren ungeprüften Quellcode Sie nicht verstehen. Von Entwicklern, die Sie nicht kennen. Mittels einer App, von der Sie noch nie gehört haben. Direkt aus der Quelle. Ohne Netz und doppelten Boden. Keine gute Idee. Es gibt gute Gründe, warum Appstores den Quellcode ihrer Apps prüfen (wenn auch automatisiert).
Curius' Fazit
F-Droid ist jedenfalls kein Netzwerk, dessen Ausrichtung und Entwicklung man uneingeschränkt vertrauen kann. Alternativen in den Blick zu nehmen schadet nicht.
s3nnet's Fazit
Curius.de ist jedenfalls kein Informationsangebot, dessen Neutralität und Intention man uneingeschränkt vertrauen kann. Alternativen in den Blick zu nehmen schadet nicht.
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