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LocalCDN – Mehr Datenschutz, weniger Tracking

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Lazou Datenschutz

Stell dir vor, du surfst durchs Netz – schnell, datensparsam und ohne, dass bei jedem Seitenaufruf deine Daten an Dritte abfließen. Ganz anonym wird das allein nicht – aber es ist ein starker Schritt in Richtung mehr Privatsphäre. Genau hier kommt LocalCDN ins Spiel. Diese smarte Browser-Erweiterung für Firefox (und kompatible Browser) ersetzt Inhalte, die normalerweise von externen Content Delivery Networks (CDNs) geladen werden, durch lokale Kopien. Was das bedeutet, wie es funktioniert und warum das für dich wichtig ist – genau darum geht's in diesem Beitrag.

Was sind eigentlich CDNs und warum sollte dich das kümmern?

Content Delivery Networks (CDNs) sind globale Server-Netzwerke, die Webseiteninhalte wie JavaScript-Bibliotheken (z. B. jQuery), Stylesheets (wie Bootstrap) oder Webfonts (Google Fonts lässt grüßen) blitzschnell ausliefern. Sie sorgen für eine performante Auslieferung von Inhalten – geografisch möglichst nah an deinem Standort. Das klingt erstmal positiv. Der Haken? Sie eröffnen Dritten Einblick in dein Surfverhalten.

Denn beim Laden dieser Inhalte wird zwangsläufig eine Verbindung zum jeweiligen CDN-Server aufgebaut – inklusive deiner IP-Adresse, Geräteinformationen und oft auch Cookie-Daten. Das bedeutet: Auch wenn du eine Website direkt besuchst, „telefoniert“ dein Browser still und leise mit Google, Cloudflare & Co. – ganz ohne dein Zutun.

Und genau hier setzt LocalCDN an:

Was macht LocalCDN anders?

LocalCDN arbeitet wie ein digitaler Bodyguard für deinen Browser. Es erkennt Anfragen an bekannte CDNs und fängt sie ab, bevor eine Verbindung ins Internet aufgebaut wird. Stattdessen liefert die Erweiterung eine lokale Kopie der angeforderten Datei aus dem eigenen Speicher. Das alles geschieht transparent im Hintergrund – und völlig ohne Konfiguration.

Dabei wird nicht nur stumpf ersetzt, sondern intelligent agiert:

  • Mehr als 200 unterschiedliche Bibliotheken und Frameworks werden erkannt und lokal ausgeliefert – darunter jQuery, Bootstrap (CSS & JS), Font Awesome (mehrere Versionen!), React, Vue.js, Chart.js, MathJax, TinyMCE und viele weitere.

  • Auch Schriften wie Google Material Icons oder verschiedene Versionen von Font Awesome sind enthalten.

  • Externe Anfragen an CDNs wie ajax.googleapis.com, cdnjs.cloudflare.com, cdn.jsdelivr.net, fonts.googleapis.com, stackpath.bootstrapcdn.com usw. werden vollständig abgefangen.

  • Attribute wie integrity oder crossorigin, die sonst die Ersetzung blockieren würden, werden automatisch entfernt oder angepasst.

Das Ergebnis: Kein externer Server sieht, dass du auf eine bestimmte Seite zugegriffen hast.

Datenschutz: Kein Gimmick, sondern Kernprinzip

In Zeiten von DSGVO, Schrems II und wachsender Überwachung ist Datenschutz kein Nischenthema mehr. LocalCDN liefert hier ein wichtiges Puzzleteil für ein datensparsames, sicheres Surferlebnis:

  • Keine ungewollten Drittverbindungen: Deine IP-Adresse bleibt bei dir. Es gibt keine heimlichen Calls zu Google, Cloudflare oder anderen CDN-Betreibern.

  • Keine Tracking-Fallbacks: Viele Seiten setzen unbewusst auf CDNs, die auch Tracker laden können. LocalCDN unterbindet das zuverlässig.

  • Unterstützung für Privatsphäre-Tools: Die Erweiterung ergänzt Lösungen wie uBlock Origin, uMatrix, AdGuard, NoScript oder Privacy Badger optimal.

  • Interne Statistikfunktion: Du kannst optional (lokal) einsehen, welche CDNs und Frameworks wie häufig ersetzt wurden – Tages-, Wochen-, Monats- und Jahresübersicht inklusive.

Übrigens: LocalCDN enthält keinerlei Telemetrie, keine versteckten Verbindungen, keine Cloud-Abfragen. Alles bleibt lokal – genau wie es sein sollte.

Performance-Booster inklusive

Der Datenschutzvorteil ist das eine – doch LocalCDN verbessert ganz nebenbei auch die Ladegeschwindigkeit vieler Webseiten. Denn lokal gespeicherte Inhalte:

  • Werden schneller geladen als über das Internet

  • Entlasten deine Bandbreite

  • Vermeiden DNS-Lookups und TLS-Handshakes

Gerade auf älteren Geräten, mobilen Verbindungen oder bei vielen gleichzeitigen Tabs macht sich das bemerkbar. Und: Weil keine externen Abfragen nötig sind, funktionieren viele Seiten sogar offline oder mit instabiler Verbindung besser.

Open Source – und das aus Überzeugung

LocalCDN ist nicht nur ein nützliches Add-on – es ist ein echtes Open-Source-Projekt mit Prinzipien. Die gesamte Entwicklung erfolgt öffentlich auf Codeberg, einer datenschutzfreundlichen Git-Alternative aus Europa.

Was das bedeutet:

  • Transparente Entwicklung: Jeder kann den Quellcode einsehen, auditieren und weiterentwickeln.

  • Community-Driven: Vorschläge, Feature-Wünsche oder Bugreports sind willkommen – Pull Requests auch.

  • Kein kommerzielles Interesse: LocalCDN ist werbefrei, trackingfrei und nicht profitorientiert.

  • Unabhängig: Kein Google, kein Meta, keine Venture-Kapitalgeber. Nur Nutzer:innen und Entwickler:innen.

Open Source ist hier keine Marketingfloskel, sondern gelebte Philosophie.

Ein Blick unter die Haube: Was steckt technisch drin?

LocalCDN ist ein Fork von Decentraleyes, wurde jedoch erheblich erweitert:

  • Unterstützt weitaus mehr Bibliotheken & Versionen (inkl. Font Awesome 3–6)

  • Ersetzt nicht nur JS & CSS, sondern auch Schriftarten und Icons

  • Kompatibel mit gängigen Blocklisten und Filterregeln für uBlock Origin, uMatrix, AdGuard und NoScript

  • Unterstützt Firefox Sync oder eine eigene Sync-URL, um Einstellungen geräteübergreifend zu sichern

  • Hinweis-Funktion bei Regeländerungen, damit Schutzmaßnahmen aktuell bleiben

  • Interne Statistiken zu Ersetzungen (lokal, anonym, optional)

  • Möglichkeit zum Exportieren und Importieren der Konfiguration

  • Offline-Dokumentation und Spendeninformationen ohne externe Verbindungen

Selbst die Testseite zum Überprüfen der Funktionalität ist lokal aufrufbar – respektvoller gegenüber der Privatsphäre geht kaum.

Fazit: Für wen lohnt sich LocalCDN?

Eigentlich für alle – aber besonders:

  • Datenschutzbewusste Nutzer:innen, die sich gegen Tracking wehren wollen

  • Webentwickler:innen, die DSGVO-konforme Seiten betreiben möchten

  • Privatpersonen, die einfach ihre Ruhe beim Surfen haben wollen

  • IT-Admins, die in Unternehmen oder Bildungseinrichtungen Datenschutz implementieren

  • Open-Source-Fans, die Wert auf Transparenz und Kontrolle legen

  • Power-User, die mit eigenen Regeln, Statistiken und Konfigurationen arbeiten wollen

LocalCDN ist klein, unauffällig – und mächtig. Ein Paradebeispiel dafür, wie man mit Open Source und kluger Technik das Web ein kleines Stück besser machen kann.

Teste es selbst – und mach dein Web ein bisschen freier.

Bonus: Datenschutz-Stack für maximale Privatsphäre

Wer ernsthaft anonym surfen möchte, kommt mit einem einzigen Tool nicht weit – und vollständige Anonymität ist in der Praxis kaum erreichbar. Aber: Man kann sich ihr deutlich annähern. LocalCDN ist ein starkes Glied in der Kette – aber eben nur ein Teil. Hier ein möglicher "Privacy-Stack", der sich bewährt hat:

  • LibreWolf: Gehärteter Firefox-Fork ohne Telemetrie, mit datenschutzfreundlichen Voreinstellungen.

  • Mullvad VPN: Anonymer VPN-Dienst ohne Logging, einfache Zahlung auch ohne persönliche Daten.

  • LocalCDN: Ersetzt über 200 externe Ressourcen lokal, verhindert CDN-Tracking.

  • uBlock Origin: Leistungsstarker Werbe-, Tracking- und Scriptblocker mit Unterstützung für eigene Filterlisten.

  • Cookie AutoDelete: Löscht Cookies automatisch beim Tab-Schließen – verhindert langfristiges Tracking.

  • NoScript: Blockiert JavaScript, WebGL und andere aktive Inhalte selektiv – ideal für Power-User.

Das Ziel: möglichst wenig verraten, möglichst viel Kontrolle behalten. Jeder Baustein hilft – gemeinsam bilden sie ein starkes Fundament.

Download

LocalCDN - Firefox Add-on:
https://addons.mozilla.org/en-US/firefox/addon/localcdn-fork-of-decentraleyes/

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